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1. Gliederung und erste Vertiefung der Ideen

In einer Bachelorarbeit soll, so steht es in vielen universitären Richtlinien, auf ca. 40 bis 50 Seiten ein in der Regel aktuelles Problem gemäß dem aktuellen Forschungsstand analytisch aufbereitet und (zumindest ansatzweise) mit eigenen Gedanken gelöst werden.

Wie aber kann man all seine Gedanken so ordnen, dass eine den wissenschaftlichen Kriterien genügende Arbeit bei herauskommt?

Die Textgliederung bzw. der Aufbau der Bachelorarbeit ist, wie bei prinzipiell jeder wissenschaftlichen Arbeit, quasi das Skelett, das Halt und Struktur bietet. Eine gute Möglichkeit zur ersten Grobgliederung resultiert aus Mind Maps.

Das Thema der Abschlussarbeit sollte grafisch im Mittelpunkt stehen, sodass verschiedene Abzweigungen in verschiedene Richtungen gehen können – aus diesen ergeben sich nach einiger Überlegung und Verfeinerung oft die Hauptgliederungspunkte 2., 3., 4. etc. (Da 1. immer die Einleitung ist, fehlt er in dieser Auflistung).

Bei jeder Verzweigung wiederum lassen sich weitere Abzweigungen finden, aus denen gleich oder nach etwas Überlegung die Untergliederungen 2.1, 2.2, 3.1, 3.2 etc. hervorgehen können. Auch wenn eine Mind Map daher für die erste Grundstruktur extrem hilfreich ist, sollte ihre Grenze klar sein: sie kann keine Feingliederung in weitere Untergliederungen wie 3.1.1 und 3.1.2 geben, weil sich viele Feinheiten erst während des Erschließens vertiefender Fachliteratur ergeben.

 

2. Der strukturelle Aufbau der Bachelorarbeit

Der strukturelle Aufbau der Bachelorarbeit sieht in gewohnter Weise folgendermaßen aus:

Deckblatt/Titelblatt, mit Angaben zum

  • Titel der Bachelorthesis
  • Abgabedatum
  • Namen des Erst- und Zweitkorrektors
  • Name, Adresse und Matrikelnummer des Verfassers
  • Namen der Universität, Studienfach und Semesterzahl
  • Inhaltsverzeichnis mit ausführlicher Gliederung und Seitenzahlen
  • Einleitung
  • Hauptteil mit den Kernaspekten des Themas
  • Fazit
  • Anmerkungsverzeichnis
  • Literatur- und Quellenverzeichnis

2.1 Einleitung

Zunächst muss die Fragestellung genau erläutert werden. Wichtig dabei ist es, das Thema nicht nur in die Tradition des Faches, sondern auch die aktuelle wissenschaftliche Diskussion einzuordnen, indem der Forschungsstand anhand wegweisender Werke aufgezeigt wird.

Im Anschluss daran muss die Fragestellung eingegrenzt werden. Hierzu ist es wichtig, die im Vordergrund stehenden Aspekte des Themas zu betonen und auf Leitfragen einzugehen, die in der Bachelorthesis eine Schlüsselposition einnehmen.

Des Weiteren ist in diesem Zusammenhang zu erklären, welche Teilaspekte man ebenfalls unter die Lupe nehmen könnte, aus welchen Gründen sich dazu aber keine Gelegenheit bietet – meist würde es den Rahmen der Bachelor Thesis überdehnen oder zu weit weg vom Leitthema führen.

Weiterhin muss die Relevanz des Themas hervorgehoben werden, indem auf die Bedeutung für die Wissenschaft, aber auch Gesellschaft und Alltag eingegangen wird.

Nun kann die Reflektion des theoretischen Referenzrahmens erfolgen. In sozialwissen-schaftlichen Arbeiten ist zunächst zu klären, welche wissenschaftstheoretische Grundposition man vertritt. Zum einen gibt es die normativ-ontologische Perspektive, welche moralische Werte als zentrale Kategorie des menschlichen Zusammenlebens auffasst und diese dementsprechend umsetzen will und vermeintlich unmoralisches Handeln kritisiert.

Zum anderen kann man auch den empirisch-analytischen Ansatz wählen. Dieser fokussiert sich auf eine Beschreibung und Analyse der Realität, wie sie ist und nicht, wie sie sein sollte.

Als wertneutraler Ansatz geht es hier ausschließlich um Beobachtungen und daraus zu ziehende Schlussfolgerungen. Der empirisch-analytische Ansatz kann um eine historisch-analytische Komponente erweitert werden, wenn man viel mit historischen Quellen arbeitet, aus denen Ableitungen und Lehren für die Gegenwart gezogen werden können.

Mit beiden Ansätzen, dem normativen und empirischen, wird deutlich, dass man sich dem gleichen Thema ganz unterschiedlich nähern kann. Der Titel „Die Abrüstung der USA und Sowjetunion seit der Ära Gorbatschow – ein politischer Erfolg?“ kann bei normativ-ontologischer Betrachtung einen Schwerpunkt auf dem moralischen Gebot der Abschaffung von Atomwaffen, mit denen die ganze Zivilisation ausgelöscht werden kann, legen und Gorbatschows Abrüstungsbereitschaft als vorbildlich loben.

Wählt man hingegen den empirisch-analytischen Ansatz, nimmt man keine Wertungen der Bereitschaft zum Atombombeneinsatz vor, sondern vergleicht vorwiegend verschiedene Statistiken zur Reduzierung der Waffenanzahl und nimmt dies gemäß der Leitfrage als Kriterium für einen politischen Erfolg oder Misserfolg.

Im Folgenden ist eine weitere grundlegende Differenzierung vorzunehmen, und zwar in einen akteurs- oder systemtheoretischen Ansatz. Beim erstgenannten steht das Individuum als Akteur und Gestalter seiner Verhältnisse im Fokus.

So kann sich die oben genannte exemplarische Arbeit über die Abrüstung der USA und Sowjetunion in der Analyse primär auf Bush und Gorbatschow als führende Staatsmänner und politische Leitliniengeber konzentrieren. Genauso ist es jedoch auch möglich, systembezogene Machtmechanismen in den Vordergrund zu stellen, indem man fragt, welche Möglichkeiten ein einzelner Politiker, und sei er noch so mächtig, innerhalb des politischen Systems seines Landes und dem Machtsystem der internationalen Beziehungen überhaupt hat.

Viele berühmte sozialwissenschaftliche Theorien lassen sich in diesem Schema verorten. Die Rational-Choice-Theorie, die vom nutzenmaximierenden und daher egoistischen Verhalten des Individuums ausgeht, gehört klar zu den akteurstheoretischen Betrachtungen.

Der Ansatz Niklas Luhmanns dagegen, der von der Autonomie und Abkopplung von schwer zu steuernden Subsystemen spricht, denkt nicht in den Kategorien individueller Gestaltungsmacht, sondern gesellschaftlichen Strukturen und ist daher dem systemtheoretischen Denken zuzuordnen.

Anschließend müssen Schlüsselbegriffe präzise definiert werden. Über grundlegende sozialwissenschaftliche Begriffe wie Freiheit, Macht oder Gesellschaft sind sich nicht alle Forscher einig, sodass exakte Definitionen bei der Vermeidung von Missverständnissen helfen und die eigene wissenschaftliche Tiefgründigkeit betonen.

Ein weiterer Teil der Einleitung muss noch den Aufbau derBachelorarbeit erläutern, indem ein kurzer Vorausblick auf die Hauptgliederungsabschnitte und wichtige Untergliederungen gegeben wird.

Da sich die Feingliederung und mit ihr wichtige Untergliederungen im Laufe der Arbeit oft ändern, spart es viel unnötige Arbeit, diesen Abschnitt erst zu schreiben, wenn die Arbeit beendet ist und die Textgliederung damit feststeht.

Zuletzt sei darauf hingewiesen, dass eine gute Einleitung etwa 10 bis 20 Prozent der gesamten Arbeit ausmacht und daher, um den Kriterien zu genügen, keinesfalls kürzer als vier Seiten sein sollte.

Die gesamte Einleitung kann in drei Untergliederungen geteilt werden, um bei der Vielzahl der angesprochenen Aspekte der Herangehensweise nicht den Überblick zu verlieren. So sollte nach der Überschrift „1. Einleitung“ gleich der Abschnitt „1.1 Fragestellung und Relevanz“ folgen. Der Abschnitt 1.2 könnte dann einfach „Methodik“ heißen und der dritte „Aufbau der Arbeit“. Die letzten beiden Abschnitte können aber auch getauscht werden.

2.2 Hauptteil

Im Hauptteil der Abschlussarbeit, der mindestens 60 und höchstens 80 Prozent des gesamten Werkes umfassen sollte, muss der schon in der Einleitung geäußerte Leitgedanke in einer zusammenhängenden Argumentation begründet werden.

Unabdingbar dafür ist eine widerspruchsfreie Argumentation, in der die einzelnen Argumente, obwohl sie durch die Untergliederungen getrennt sind, eine innere Einheit ergeben. Das Kriterium der Wissenschaftlichkeit kann nur erfüllt werden, wenn sich einzelne Argumente nicht logisch ausschließen, sondern ergänzen.

Wissenschaftlichkeit bedeutet auch, sich tiefgründig mit anderen Positionen auseinanderzusetzen, ansonsten würde sich Ihre Bachelorarbeit nicht wesentlich von einer Wahlkampfrede oder einem Artikel auf dem Niveau der Bildzeitung unterscheiden. Sicherlich kann man Interpretationen bestimmter Autoren ablehnen und manchen theoretischen Ansatz als unbrauchbar empfinden, aber dies geht eben nur mit einer detaillierten Begründung, warum man den einen Ansatz ablehnt, während man den anderen bevorzugt.

Zuletzt muss eine Diskussion der Ergebnisse erfolgen. Dabei steht die Frage im Vordergrund, wie tragfähig und aussagekräftig die Ergebnisse sind und inwiefern sie dazu dienen können, die Leitfrage zu beantworten. Wichtig ist zudem die Klärung, ob die Resultate weiteren Untersuchungen standhalten können und welche weiterführenden Fragen sich aus den gewonnenen Erkenntnissen ergeben.

Pluspunkte kann man sammeln, indem quellenkritische Betrachtungen vorgenommen werden. Wenn sich die Darstellung in einer historischen Quelle mit drei anderen widerspricht oder im Falle einer empirischen Arbeit deutlich wird, dass eine Statistik mit zwei anderen widerlegt werden kann, zögern Sie nicht, dies deutlich herauszustellen.

2.3 Fazit

Wie die Einleitung, so sollte auch ein gutes Fazit 10 bis 20 Prozent des Gesamtumfangs der Arbeit ausmachen. Im Zentrum steht hier die Zusammenfassung der Ergebnisse. Da lange und ausführliche Begründungen im Hauptteil gegeben wurden, sollen sie an dieser Stelle nicht bis ins letzte Detail wiederholt, sondern kurz und knapp auf den Punkt gebracht werden. Die Arbeit soll mit dem Fazit abgerundet werden, sodass kein Platz mehr für neue Argumente oder Literatur ist.

Die in der Einleitung aufgeworfene Leitfrage muss im Fazit nochmals aufgegriffen und eindeutig beantwortet werden, sodass die Konsequenzen aus den Überlegungen des Hauptteils deutlich werden. Im Fazit muss auch noch eine Diskussion der Ergebnisse erfolgen, aber nicht wie zum Schluss des Hauptteils in Bezug auf den wissenschaftlichen Wert der Ergebnisse, sondern im Hinblick auf gesellschaftliche und politische Konsequenzen, die aus den Ergebnissen der Arbeit resultieren.

Ganz zum Schluss kann noch kurz angesprochen werden, ob sich aus den Ergebnissen Ansätze für eine Vertiefung des Themas, z.B. in der Masterarbeit, gewinnen lassen.

2.4 Das Literatur- und Quellenverzeichnis

Die formellen Vorgaben sind hier prinzipiell die gleichen, die Sie schon aus den ersten Seminararbeiten kennen. Achten Sie darauf, dass die Angaben im laufenden Text identisch mit denen im Literatur- und Quellenverzeichnis sind. Wichtig ist zudem eine exakte Unterteilung in folgende Bereiche:

  • Quellen und Dokumente: historische Quellen wie Reden, Verfassungserklärungen, eine UN- Resolution, Originaltexte von Klassikern oder auch statistisches Material
  • Sekundärliteratur: Monografien und Publikationen in Sammelbänden an
  • Fachzeitschriftenartikel
  • Internetseiten

Hier können Sie sich ein Musterverzeichnis für Ihre Bachelor Thesis downloaden.

Musterverzeichnis für die Bachelorarbeit
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3. Spezielle Tipps

3.1 Gut geplant ist halb gewonnen

Vielleicht ist es Ihnen durch intensives Sporttraining bekannt: versäumt man ein paar Übungseinheiten, fällt es umso schwerer, sich für die nächsten zu motivieren und zudem muss man die Trainingsrückstände erstmal wieder aufholen.

Ähnlich ist es beim wissenschaftlichen Arbeiten: hat man ein Buch angefangen zu lesen und packt es dann für eine Woche weg, muss man vieles erneut lesen, um die Argumentation nachvollziehen zu können. Das kostet viel Zeit, schafft Frust und kostet unnötig Motivation. Besser ist es, einmal angefangene Literatur auch zu Ende zu bearbeiten.

Gut geplant sein wollen auch regelmäßige Pausen. Nach etwa zwei Stunden lässt die Konzentration allmählich nach und es empfiehlt sich, 15 oder 30 Minuten abzuschalten, um danach mit neuer geistiger Frische ans Werk gehen zu können. Auf jeden Fall wäre es die falsche Motivation, vier Stunden oder gar einen ganzen Abend durcharbeiten zu wollen – dafür ist unser Gehirn einfach nicht ausgelegt.

Neben dieser kurzfristigen sollte auch eine langfristige Zeitplanung beachtet werden. Es gibt zwei Typen falscher zeitlicher Planung. Beim ersten neigt der Verfasser zum Aufschieben, weil er denkt, es sei noch genug Zeit. Das Resultat ist aber oft ein zu später Arbeitsbeginn, der nur durch Hektik und Zeitdruck in der Schlussphase bewältigt werden kann, worunter dann die wissenschaftliche Tiefgründigkeit und eventuell die Exaktheit der Literaturangaben leidet.

Daher ist unbedingt anzuraten, mit dem Arbeitsbeginn keinesfalls länger als nötig zu warten. Beim zweiten Typ hat der Verfasser dieses Problem nicht, weil er von seinem Thema total begeistert und daher höchst motiviert ist, sodass er gleich anfängt. Das ist natürlich eine sehr gute Einstellung, birgt aber eine Tücke: gerade durch die Begeisterung für ein Thema neigt man dazu, aus Interesse vielen Querverweisen nachzugehen und dabei den Leitfaden aus den Augen zu verlieren, sodass den Verfasser bei Näherrücken des Abgabedatums das gleiche Problem wie im ersten Fall droht, nämlich ein aus Zeitdruck resultierender Qualitätsverlust.

3.2 Literatur- und Quellenangaben

Zu einer wissenschaftlich fundierten Bachelorarbeit gehören natürlich nachprüfbare Quellenangaben zu allen indirekten und direkten Zitaten. Dabei hat man die Wahl zwischen der amerikanischen Zitierweise mit Literaturangaben in Klammern im laufenden Text oder dem Fußnotensystem. In den meisten Fällen erfolgt seitens der Uni keine Vorgabe einer Zitierweise, weil beide wissenschaftlich gleichwertig sind.

Viele Studierende, vielleicht auch Sie, haben während der ersten Semester das amerikanische System angewandt, weil sich die Belege im laufenden Text schneller schreiben lassen und das praktischer ist, als immer erst eine Fußnote einfügen zu müssen. Bedenkt man aber den drei- bis viermal größeren Umfang einer Bachelorarbeit, wandelt sich der Vorteil des amerikanischen Systems schnell zu einem Nachteil.

Aufgrund der Fülle von Literatur bietet es sich oft an, ergänzend zu einem Beleg weitere ähnliche von anderen Verfassern anzugeben, um sich wissenschaftlich besser abzusichern. Zudem sollte in einer fundierten Arbeit auch Quellenkritik, z.B. an unsachlichen oder unpräzisen Formulierungen des Autors, vorgenommen werden. Dadurch werden die Anmerkungen aber recht lang, was bei einer Integration in den laufenden Text zu einem erheblich verschlechterten Lesefluss führt.

Selbst bei Verzicht auf längere Anmerkungen wird der Fließtext bei einer großen Anzahl von Literaturverweisen zerstückelt, was nicht nur für den bewertenden Dozenten, sondern auch für einen selbst beim Korrekturlesen störend wirkt. Daher ist ganz klar das Fußnotensystem zu empfehlen, bei dem man nach dem Zitat eine hochgestellte Nummer verwendet und auf diese Weise alle Literaturangaben am unteren Seitenrand unterbringt. Die Nummerierung kann pro Seite oder für den Gesamttext fortlaufend erfolgen.

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