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Experteninterviews erfolgfreich auswerten

Nachdem Sie für Ihre wissenschaftliche Arbeit mehrere Experten befragt, die Gespräche aufgezeichnet und abgeschrieben (transkribiert) haben, geht es nun daran diese Interviews auszuwerten (siehe auch: Leitfadengestützte Experteninterviews – richtig durchführen und richtig transkribieren!). Das hat mit einer gewissen Methodik zu geschehen, da die Experteninterviews ja als ein wichtiger Bestandteil in Ihre Thesis eingearbeitet werden sollen. Ziel ist es, das Gemeinsame und Typische aus den verschiedenen Interviews herausarbeiten und dabei den Umfang der Texte zu reduzieren. Die Analyse von Experteninterviews sollte stets nach demselben Schema ablaufen. Hierzu bieten sich verschiedene Möglichkeiten an, von denen an dieser Stelle zwei vorgestellt werden:

Paradigmatisches Auswertungsverfahren: ein sechsstufiges Auswertungsverfahren, bei welchem die Interpretation offenkundiger und unverdeckter Kommunikationsinhalte im Zentrum steht.

Hermeneutisches Auswertungsverfahren: die Interviews werden paraphrasiert, um sie anschließend einzeln thematisch zuzuordnen. Erst danach findet ein Vergleich zwischen den Interviews statt.

In fünf Schritten zur Auswertung

Letzteres ist etwas aufwendiger, wird aber durch die klare Strukturierung gerne für die Analyse von Experteninterviews herangezogen. Das Verfahren beinhaltet folgende nacheinander zu durchlaufende Arbeitsschritte:

Mit der Paraphrasierung an erster Stelle werden einzelne Textabschnitte gegliedert und ihr Inhalt textgetreu in eigenen Worten wiedergegeben. Zudem werden Äußerungen seitens der Interviewten zu einem Thema hervorgehoben. Neue und noch nicht beachtete Themen oder Aspekte sollen Sie dabei auf jeden Fall berücksichtigen. Als Ergebnis dieses ersten Schrittes liegt ein roh bearbeiteter Text vor, der von der alten Vorlage nichts weggelassen, ihr nichts hinzugefügt oder etwas in verzerrter Weise wiedergegeben hat.

Es erfolgt nun ein thematisches Ordnen der paraphrasierten Passagen unter Stichworte und Überschriften. Das ist der zweite Schritt. Alle Themen durchläuft ein Leitfaden – die Zuordnung kann also in der Reihenfolge des Leitfadens erfolgen. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass die Befragten auch unter anderen Themengebieten oder an anderer Stelle des Leitfadens, auf ein vorher schon behandeltes Thema zurückkommen bzw. Themen vorwegnehmen.

Ziel: Vergleich Ihrer Interviews mit anderen empirischen Studien

Beim thematischen Vergleich legen Sie alle Interviews im nächsten Schritt nebeneinander und gleichen Sie ab. Das ist nun die eigentliche Analyse und damit der Kern des Auswertungsprozesses der Experteninterviews. In dieser Phase lohnt es sich mit besonderer Sorgfalt und Genauigkeit vorzugehen. Denn durch die Verdichtung des Textmaterials könnten wichtige Fakten verloren gehen oder die eine oder andere Aussage falsch interpretiert werden. Die Textpassagen werden zudem mit einheitlichen Überschriften versehen.

Im vierten Schritt zeigen Sie, was Sie an wissenschaftlichem Denken bereits drauf haben: bei der sogenannten Konzeptualisierung werden Übereinstimmungen und Unterschiede unter Berücksichtigung anderer empirischer Studien oder Wissensbestände in einer entsprechenden Fachsprache formuliert. Alltagssprache hat hier keinen Platz mehr – Sie interpretieren und werten in wissenschaftlichem Deutsch.

Zuletzt geschieht eine Theoretische Generalisierung: es werden entsprechende Theorien einbezogen und geprüft, ob und in wieweit die Ergebnisse mit denen der vermuteten Zusammenhänge übereinstimmen.

Innerhalb Ihrer Thesis sind die Experteninterviews in einem gesonderten Verzeichnis aufzuführen. Im Anhang Ihrer Arbeit können Sie vollständig oder auch nur in Teilen aufgeführt werden.

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