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Die Erfahrung vieler Dozenten zeigt immer wieder, dass viele Mängel schon in der Einleitung auftreten. Gemäß den formellen Vorgaben soll diese zwischen 10 und 15% des Gesamtumfangs der Arbeit umfassen. Zu Beginn muss genau begründet werden, welche Relevanz das Thema für die Wissenschaft, aber auch die ganze Gesellschaft hat und unter welcher Leitfrage sie es behandeln wollen. Stellen Sie Ihren Ausgangspunkt möglichst als noch ungelöstes Problem dar, zu dessen Lösung Sie mit einem neuen Ansatz Ihren Teil beitragen möchten. In diesem Zusammenhang sollten Sie auf den aktuellen Forschungsstand eingehen und wichtige Vorarbeiten zu Ihrem Ansatz thematisieren, indem Sie Schlüsselwerke kurz vorstellen. Anschließend sollte wie aus früheren Arbeiten gewohnt kurz der Aufbau dargestellt und erläutert werden. Im weiteren Verlauf der Einleitung kommt es auf die Eingrenzung der Fragestellung an. Wenn Sie diese nicht vornehmen, wecken Sie möglicherweise beim Korrektor Erwartungen an die inhaltliche Ausformung des Themas, die Sie gar nicht einhalten wollen oder können. Es empfiehlt sich daher, gleich in der Einleitung klarzustellen, welche Aspekte des Themas nicht behandelt werden und wo stattdessen der Schwerpunkt liegt. Anschließend muss in geistes- und sozialwissenschaftlichen Arbeiten der theoretische Referenzrahmen erwähnt und so die eigene wissenschaftstheoretische Grundposition erklärt werden.

Wenn Sie ein normatives Thema behandeln, in welchem Sie sich auf moralische Werte beziehen und diese als zentrales Kriterium zur Bewertung von Handlungen heranziehen wollen, können Sie es tun. Wissenschaft muss zwar immer objektiv sein, das heißt aber nicht, dass man nicht mit Werten argumentieren kann – es muss nur von Anfang an klar herausgestellt werden. Falls Sie über die Flüchtlingsproblematik, unwürdige Unterbringung von Asylbewerbern oder die Inhumanität von Kriegen schreiben, vertreten Sie normative Positionen und sollten dementsprechend die normativ-ontologische Perspektive hervorheben. Falls Sie hingegen nur die Realität analysieren wollen, um ein besseres Verständnis zu erreichen, wählen Sie den empirisch-analytischen Ansatz, mit dem sagt, wie Dinge sind und nicht, wie sie sein sollten. Den Korrektor der Arbeit wird es immer freuen, wenn Sie Ihre eigene Position mit diesen Fachwörtern erklären. Dabei kann man aber nicht sagen, welcher der bessere ist, denn letztendlich stehen beide gleichberechtigt nebeneinander und es liegt an Ihnen, wie Sie vorgehen möchten, da man sich einem Thema auf diese zwei Arten nähern kann. Wenn Sie einen weiteren wissenschaftstheoretischen Ansatz in der Einleitung erklären, werden Sie ohne Probleme auf den Umfang von 10 bis 15 Prozent kommen – es geht nämlich noch um die Frage, ob Sie akteurs- oder systemtheoretisch vorgehen. Wenn Sie das Wirken bedeutender Persönlichkeiten unter die Lupe nehmen, die mit Ideen oder konkreten Maßnahmen die Welt verändert haben (z.B. Gandhi oder Gorbatschow), ist es ein akteurstheoretischer Ansatz. Die Frage hingegen, welche Machtmechanismen innerhalb eines politischen Systems Handlungsspielraum überhaupt erst ermöglichen oder einschränken, ist eine eher systemtheoretische.

Neben diesen theoretischen Reflektionen ist es wichtig, eine Definition zentraler Begriffe vorzunehmen. Verschiedene Forscher vertreten unterschiedliche Ansätze zur Definition von Begriffen wie Freiheit, Glück oder Wohlstand, unter denen wir uns zwar alle etwas vorstellen, was sich im Detail aber sehr stark unterscheiden kann. Mit einer schon in der Einleitung vorgenommenen Definition vermeiden Sie nicht nur spätere Missverständnisse aufgrund falscher Erwartungen seitens des Korrektors, sondern unterstreichen sehr geschickt Ihre eigene wissenschaftliche Tiefgründigkeit und Systematik.

Im Hauptteil der Arbeit ist auf eine widerspruchsfreie Argumentation zu achten. Da Wissenschaft immer von der Widerlegung überholter Theorien lebt, sollten Sie aufpassen, nicht das Argument eines Autors zu übernehmen und ein paar Seiten später das eines anderen, welches das vorherige widerlegt, ebenfalls unreflektiert zu übernehmen. Wirklich gut wird Ihre Arbeit dann, wenn alle Argumente eine innere Einheit bilden und nicht vom Thema abweichen, sondern zur Beantwortung der Leitfrage beitragen. Ganz wichtig ist es auch, immer differenziert zu argumentieren. Auch wenn Ihnen einige Argumente noch so unplausibel erscheinen, dürfen Sie diese nicht übergehen, sondern müssen eine begründete Widerlegung vornehmen. Achten Sie auch immer darauf, eine Diskussion der Ergebnisse vorzunehmen. Es bringt nichts, Argumente nur aneinanderzureihen, ohne sie in ihrer Aussagekraft zu bewerten. Dazu bietet sich eine quellenkritische Betrachtung an. Für Historiker ist es selbstverständlich, die Aussagekraft von Briefen oder Dokumenten zu hinterfragen und im Zweifelsfall gering einzuschätzen. Auch wenn wissenschaftliche Werke angesehener Professoren eine verlässlichere Quelle als alte Briefe sind, können einzelne Thesen doch als zu gewagt erscheinen, weil sie z.B. auf wackeliger argumentativer Basis stehen. Seien Sie also immer kritisch! Das gilt vor allem auch für Statistiken, von denen sich einige gern mal widersprechen.

Zuletzt sollte auch ein gutes Fazit bei 10 bis 15 Prozent des Gesamtumfangs der Arbeit liegen. Achten Sie darauf, nur in Ausnahmefällen noch neue Argumente zu bringen, denn eigentlich sollten alle relevanten Argumente schon im Hauptteil präsentiert worden sein. Es kommt nun darauf an, nach einer kurzen Zusammenfassung des bisher Geschriebenen die in der Einleitung aufgeworfene Leitfrage zu beantworten. Ganz am Ende kann noch kurz erwähnt werden, ob die Resultate Anknüpfungspunkte für vertiefende Forschungen bieten.

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